Regen.

Leise trommelt er gegen die Scheibe, erzählt Geschichten von der Welt dort draußen.
Ein einziger Regentropfen hat so viel mehr zu erzählen, als es ein Mensch jemals könnte. Als immerwährender Kreislauf zieht er schon seit Äonen durch die Welt, zerstreute sich, setzte sich neu zusammen und gebar sich schon tausendmal auf's Neue, gleich einem Phönix, der aus der Asche steigt.

In meinem Kopf regnet es oft. Manchmal vermag ich den Gesang der Regentropfen zu verstehen. Ihre Erzählungen formen sich, wandeln sich. Wie ein Regentropfen selbst.
Sie verändern sich, bis sie durch meine Finger als dicke, schwarze Tinte, die sich mit meinem Herzblut mischte, in weißes Papier gesogen werden und dort als immerwährende Geschichten weiterleben. Beständig, gleich einem Berg. Unveränderlich und stark.

Erklimmen Sie mit mir meine Berge und lassen Sie uns die Aussicht genießen.




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Montag, 11. Oktober 2010

Arbeitsprobe XI - Crysis 2 - Kurzgeschichte

Für die Making-Games-Talents-Messe in Frankfurt war es mein Ziel, mich bestmöglich für die eingeladenen Firmen vorzubereiten.
Natürlich möchte man sich und sein Talent im besten Licht dastehen lassen.

Aus diesem Grund habe ich mir ein kleines Projekt erarbeitet:
Zu verschiedenen Firmen werde ich eine eigens geschriebene Textform zu einem Bild derer Spiele schreiben.

Hier handelt es sich um ein Bild aus dem Spiel "Crysis 2" von der Firma Crytek. Mein Ziel war es, eine Kurzgeschichte zu schreiben.




Die Welt hatte sich verändert. Nomad hatte sich verändert. Erneut trug er seinen Nanosuite, diesmal noch besser als der Alte. Nanosuite 2, kurz N2 bot ihm noch besseren Schutz, noch effektivere Hilfe.
Aber inwieweit hatte er sich verändert? Er dachte kurz nach. Kompromissloser war er geworden, härter. Er hatte gelernt, dass jedes Tun Konsequenzen hatte. Und dass man sie steuern kann.
Sein Blick verfinsterte sich. Jetzt war er an der Reihe, dieses Ruder an sich zu reißen.
So verfolgte er seit mittlerweile einer halben Stunde im Infiltration-Modus seines N2, der seine Tarnung um ein vielfaches verbesserte, Spuren. Kurz dachte er darüber nach, ob er nicht in einen Hinterhalt geraten könnte, doch dann schob er den Gedanken beiseite. Die Aliens waren nicht in der Lage, dermaßen taktisch zu denken. Zumindest hoffte er das.
Unbemerkt und ungehört gelangte er an den Strand. Zu besseren Zeiten hätte er die Aussicht und den herannahenden Sonnenuntergang genossen, die Wellen des Wassers beobachtet und den Vögeln gelauscht, die es hier schon lange nicht mehr gab. Eine gespenstische Stille hatte von diesem einst so friedlichen Ort Besitz ergriffen.

Geduldig kauerte Nomad sich auf einen Vorsprung, nahm seine Sniper vom Rücken. Er war übermannt von kriegerischer Konzentration. Er durfte sich nun keinen Fehler erlauben. Zu viel hing hiervon ab. Einzig und allein von ihm.

Mit einer übernatürlichen ruhe spähte er durch die Zielvorrichtung.
Ja, er hatte richtig vermutet. Da unten bewegten sich nicht nur die Palmenblätter.
Es wurde Zeit. Nomad musste handeln. Er war hier, um diese Wesen zu vernichten. Die Erde musste gereinigt werden und er war derjenige, der dafür sorgen musste.

Ein Kampf um Leben und Tod stand ihm bevor. Wie jedes Mal.
Seine Gedanken sammelten sich, während er kurz die Augen schloss, sich eine Sekunde der Ruhe gönnte. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

Als er seine Augen wieder öffnete, war sein Blick entschlossen. Er war ein Mann, der zu seinem Wort stand, egal was es ihn kosten möge.

Erneut legte er die Sniper an, zielte und schoß.
Er würde bei diesem ewigen Kampf siegen. Egal, wie lange ‚ewig‘ dauern mochte.


Crysis II - Crytek

Arbeitsprobe X - Arcania Gothic 4 - Gespräch


Für die Making-Games-Talents-Messe in Frankfurt war es mein Ziel, mich bestmöglich für die eingeladenen Firmen vorzubereiten.
Natürlich möchte man sich und sein Talent im besten Licht dastehen lassen.

Aus diesem Grund habe ich mir ein kleines Projekt erarbeitet:
Zu verschiedenen Firmen werde ich eine eigens geschriebene Textform zu einem Bild derer Spiele schreiben.

Hier handelt es sich um ein Bild aus dem Spiel "Arcania - Gothic 4" von der Firma Spellbound.
Mein Ziel war es, ein Gespräch zu schreiben.





Toran war noch nicht lange unterwegs, doch schon hatte er den Überblick verloren. Hätte er doch nur die Karte mitgenommen! Verloren stand er auf der Kreuzung, blickte jede Wegmündung fragend an, als könne sie ihm eine Antwort offenbaren. Doch die Bäume, welche den Wegesrand säumten, schwiegen.
Während Toran sich nachdenklich am Hinterkopf kratzte und im Geiste mit sich rang, welchen Weg er einschlagen sollte, gönnte sein Schicksal ihm Hilfe in Form eines Wandersmannes.
Sofort hellte sich die Miene des jungen Abenteurers auf.

„Verzeiht, guter Mann! Könnt Ihr mir sagen, welchen Weg ich einschlagen soll? Ich gedenke, meine Tante auf der anderen Seite des Silbersees zu besuchen, doch bin ich mir unschlüssig, welche Richtung die Rechte ist! Wisst Ihr Rat?“

Der fremde Reisende lachte leise in seinen ergrauten Bart.
„Nun denn Bürschchen, ich kann dir verraten, welcher Weg der Richtige sein wird, doch was treibt dich von deinem Heim fort? Die Reise ist gefährlich und der Pfad zu deinem Ziel ist voll von wilden Tieren, denen es nach deinem Fleisch trachtet!“

Toran wirkte sichtlich beklommen.
„Ihr mögt recht haben, guter Mann, doch seht, ich habe meinen Stab und mein Schild bei mir. Ich gedenke, meiner wehrten Tante behilflich sein zu können, da ich unter dem Dach meines Vaters als letzter Sohn von Fünfen nur ein weiteres Maul bin, welches es zu stopfen gilt.
Ein Wandersmann wie Ihr kam in unseren Ort und erzählte wundervolle Geschichten. So hat mich die Abenteuerlust gepackt und ich entschied mich, die Reise zu meiner wehrten Tante zu wagen, die allein in ihrer Hütte lebt und keine helfende Hand zur Seite hat.“

Der Reisende nickte. „Nun, wenn das so ist, will ich dir gern helfen. Nimm den Weg, der zur Rechten von dir in den Wald hereinführt. Er wird dich leiten, bis du zur nächsten größeren Siedlung gelangst. Dort erfrage dir deinen weiteren Weg.
Zur Nachtruhe kannst du dich im Gasthaus „Zur gespaltenen Jungfrau“ niederlassen. Somit bist du deinem Ziel schon eine Tagesreise näher. Murdra, die Wirtin des Gasthauses, mag wohl Haare auf den Zähnen haben, doch hat sie für müde Reisende doch immer einen warmen Platz.

Doch sei gewarnt – Wölfe gibt es auf dem dir bevorstehenden Pfad, ebenso hörte ich unlängst von einer Horde Goblins. Nimm dich in Acht, sie mögen klein und harmlos aussehen, doch bedenke, dass sie nie alleine sind. Ihre Jäger vermögen selbst dem Husten einer Ameise lauschen, so heißt es. Sie beschießen dich mit Blasrohren, sodass dein Stab nicht in ihre Nähe gelangen kann.
Ebenso solltest du dich von Höhlen fernhalten. Steingolems sollen sich dort aufhalten, es wäre ratsam, einem Solchen nicht zu begegnen.“
Der Alte seufzte.
„So viele Gefahren lauern dort draußen… ich wünsche dir viel Erfolg auf deiner Reise.
Übe dich möglichst im Umgang mit deinem Stab und deinem Schild, sobald du Fleischwanzen oder vergleichbare, leicht zu erlegende Tiere entdeckst. Bei Hasen erhältst so dadurch auch ein wenig Ration für deinen Weg.
So, nun muss ich aber weiter. Meine Füße sind müde, meine Vorräte gehen zur Neige.
Womöglich sieht man sich ein weiteres Mal, so die Götter wollen.„
Ein freundliches Lächeln zierte das Gesicht des Mannes, während Toran dankend sein Haupt senkte.
„Ich bin euch zu Dank verpflichtet, guter Mann! Ich werde euren Rat beherzigen!“
„Ist gut, Bursche… es wäre deiner Gesundheit zuträglich! Auf Bald!“
Toran strahlte. „Auf Bald, guter Mann!“

Das Schicksal stand ihm günstig. Sobald er die Siedlung erreicht haben würde, von welcher der Alte sprach, würde er eine Kerze für die Götter anzünden, um ihnen für ihre Nachsicht zu danken.
Doch nun hatte er sein erstes Abenteuer zu bestehen.
Beschwingt wandte er seine Schritte auf dem ihm gewiesenen Weg und wanderte, ein Liedchen pfeifend, voll Hoffnung im Herzen seinem weiteren Schicksal entgegen.


Arcania - Gothic 4 - Spellbound

Freitag, 24. September 2010

Arbeitsprobe IX - Sommerregen im Kopf

Dieser Text ist ein persönlicher Blogeintrag diesen Jahres von mir.
Jeder Mensch hat Phasen im Leben, in denen er sehr viel in Frage stellt, sich Gedanken macht und wohl auch nicht weiß, wie es letztenendes weitergehen soll.
Auch mir ging es so und ich habe die Zeit genutzt, um sehr viel nachzudenken.

Als Abschluss meiner zahlreichen Gedanken entstand dann jener Blogeintrag.
Ich mag ihn so sehr und finde ihn so harmonisch, dass ich beschlossen habe, ihn hier einzustellen.




Ich bin erstaunt, wieviel in ein paar Tagen passieren kann.

Ich meine, es gibt Phasen, in denen die Zeit im Sauseschritt rumgeht und eigentlich nichts passiert ist... und dann sind da diese unscheinbaren Tage, die total harmlos anfangen, aber in einem Sommergewitter enden.

Ich persönlich mag Sommergewitter. Ich mag auch den Sommerregen. Besonders den im Kopf. Er wäscht alle Gedanken rein, bis nur noch das übrig ist, was man eigentlich wissen möchte.

Ähnlich wie beim 'richtigen' Regen, entstehen auch in meinem Kopf Sturzbäche und Rinnsale, die alles ausfüllen und sich ihren Weg suchen.
Manches Wasser sammelt sich in einer Sackgasse, bildet eine Pfütze. An anderer Stelle fließt es ungehindert und fröhlich seines Weges. Überall prasselt es, verschiedene Eindrücke stürzen auf einen ein, man riecht, man schmeckt, man hört den Regen. Und dann ist er auf einmal vorbei.

Man fühlt sich wie neugeboren, man hat gesehen, was der Regen nun alles gebracht, was er weggeschwemmt hat. Es duftet frisch und die Vögel singen wieder. Hie und da tropft es noch von den Blättern, man fühlt sich gestärkt und genährt.

So ein Sommerregen im Kopf ist toll. Die letzten Tage hat es viel geregnet in meinem Kopf und die ersten Frühlingsknospen stecken nun ihren Kopf aus der Erde und lassen Ruhe einkehren. Ein wirklich tolles Gefühl.

Donnerstag, 23. September 2010

Arbeitsprobe VIII - Bis(s) zum Morgengrauen - Eine Fanfiction

In den akuten Twilight-Zeiten konnte auch ich mich als bekennender Vampirgeschichtenfan diesem wahnsinnigen Hype nicht gänzlich entziehen. Diese neue Welt mit neuen Möglichkeiten bot mir schreibtechnisch einfach zu viele Möglichkeiten.
Daher kam ich eines Tages auf genau diesen Text, der eigentlich nur als winzige Kurzgeschichte bestehen bleiben sollte.
Er sollte suggerieren, dass die Twilight-Welt noch mehr Vampire außer den Protagonisten bereithalten konnte, dass es noch mehr Gaben zu entdecken gab und die Volturi durchaus andere Probleme hatten, als sich nur um die Cullens zu kümmern.

Fakt ist, dass dieser winzige Text ein Eigenleben entwickelt hat.

Mittlerweile hat Holly schon so manches erlebt, ist mehr als einem mysteriösen Vampir begegnet und weiß mit ihrer eigenen Gabe noch nicht so ganz umzugehen.
Und das, ohne einem einzigen Charakter, bis auf die Volturi, aus den Büchern von Stephenie Meyer zu begegnen.

Wer mehr lesen möchte, kann sich gern per E-Mail an mich wenden!





Holly schlug ihr Buch zu, nachdem sie die letzte Seite zu Ende gelesen hatte. Für sie war es allerdings nicht nur irgendein Schmöker - nein. Es war ihr Lieblingsbuch. Zum sechzehnten Mal hatte sie es nun gelesen und zum sechzehnten Mal rang es ihr einen Seufzer ab. Schon wieder zu Ende. Liebevoll glitten ihre braunen Augen immer und immer wieder über den Buchrücken. Dieser war, vom vielen Lesen, schon total abgegriffen.

Viele ihrer Kommilitonen hielten sie für ein wenig verrückt, weil Holly sich kaum noch mit etwas anderem als „Bis(s) zum Morgengrauen“ beschäftigte – vom Studium abgesehen. Immer sah man sie am gleichen Fleck sitzen und das gleiche Buch lesen. Manche machten sich schon über sie lustig, doch Holly ging darauf nicht ein. Sie las weiterhin ihr Buch und hatte auch keinen Grund, das zu ändern. Wenn diese Seiten sie mehr begeistern konnten als alles andere, wieso sollte sie es dann nicht lesen? Im Gegensatz zu den Ereignissen dieser Geschichte war alles andere total langweilig geworden. Verträumt lächelte die junge Frau den Einband an, die Augen konnte sie noch immer nicht abwenden. Wieso auch, sie saß in der U-Bahn, wenn sie aus dem Fenster schaute, würde sie lediglich das Schwarz des U-Bahntunnels sehen, da der gegenüberliegende Platz nicht besetzt worden war, seit sie in der U-Bahn saß. Als wolle sie ihren Gedanken sicherheitshalber untermauern, blickte sie für den Bruchteil einer Sekunde auf. So hatte sie es geplant. Doch tatsächlich wurde aus dem Bruchteil einer Sekunde eine halbe Sekunde, eine ganze...

Statt in die gähnende Schwärze des Tunnels zu schauen, blickte sie direkt in ein paar goldene Augen. Hypnotisierend bohrten sie sich in ihren Blick und ehe sie darüber nachdenken konnte hörte sie eine befremdliche Stimme in ihrem Kopf.

„Wieso tust du das?“

Sie schien zu ihrem Gegenüber zu gehören, doch bewegte er seine Lippen („seine wundervollen, makellosen Lippen!“) keinen Millimeter. Der Ärger in der fremden Stimme war kaum zu überhören.

Vor Überraschung klappte Holly der Mund auf und wieder zu. Sie presste die Augenlider zusammen, um sicherzugehen, dass sie nicht träumte. Als sie die Augen schließlich wieder öffnete blickte sie in die gähnende Dunkelheit des U-Bahntunnels.

Enttäuscht schaute sie sich im Abteil um. Es waren noch 8 weitere Personen im Abteil, doch niemand davon sah auch nur annähernd so aus wie der gutaussehende, Topas-Äugige Typ von eben. Noch dazu schien niemand etwas bemerkt zu haben. Die Lautsprecher in der Decke des Abteils knarzten ankündigend, bis eine undeutliche Stimme durch das Abteil krächzte: „Nächster Halt: Hauptstraße“. So hässlich wie jede dieser Lautsprecheransagen auch klang: es riss Holly wieder ein bisschen in die Gegenwart zurück. Sie schüttelte den Kopf als wolle sie einen Alptraum abwerfen, packte verwirrt ihr Buch in den Rucksack und stand auf. Die Bremsen der U-Bahn quietschten, dass sie die Zähne zusammenbeißen musste und verbissen hielt sie sich an einer Stange fest, um nicht durch die Wucht der bremsenden Bahn durch das Abteil zu fallen.
Während sie ausstieg und über die Treppe in die kalte Luft der Stadtmitte hoch lief, begann ihr Verstand sie zu beruhigen.

„Ich glaube, ich habe das Buch zu oft gelesen. Das habe ich mir sicher nur eingebildet – das kann gar nicht passiert sein! Vampire gibt es im echten Leben nicht... wenn auch vielleicht... leider... oder nicht? Es wäre atemberaubend!“ Sie seufzte, während sie die letzten paar Meter zu ihrer Uni zurücklegte.

Wie sehr würde sie sich wünschen, dass es doch wahr wäre. Es würde alles viel Spannender machen!

Mittwoch, 22. September 2010

Arbeitsprobe VII - Die Gier (ein Gedicht)


Ich liebe es, falsche Vorstellungen zu wecken, um den Leser dann mit etwas völlig unerwartetem zu überraschen.

Das war der Grund, wieso mir dieses Gedicht in den Sinn kam.
Ich habe absichtlich versucht, die Gedanken so zu lenken, dass man zu wissen glaubt, um was es geht.
Nur, um den Leser dann mit dem Finger anzuzeigen und "Ätsch, Ätsch!" rufen zu können.
Man kann dies als eine Hommage an die heutige Freizügigkeit in den Medien mit dem Thema Sexualität sehen.

Müsste aus dem Jahr 2008/2009 stammen.





Rund und vollkommen
lächelt er mich an
unbewusst berührt er etwas
tief in meinem Sein

Schön und Makellos
Ohne Narben von der Zeit
und mein Wille siegt allmählich
tief in meinem Sein

Ein Verlangen
wie ein Zerren
erwacht ganz tief in mir
Meine Hände wagen langsam
einen Weg zu dir

Leuchtend die Augen
mit einem Feuer brennend
und ein Schrei in meiner Seele
tief in meinem Sein

Ungezügelt
lippenleckend
freigelassen von der Gier
gebe ich mir endlich nach
tief in meinem Sein

Ein Verlangen
wie ein Zerren
erwacht ganz tief in mir
Meine Hände wagen langsam
einen Weg zu dir

Fest die Hände
um den Grund
des Verlangens nah bei mir
verschmelzen mit der Farbenpracht
tief in meinem Sein

Lippen offen
Zähne heftig
stoßen in das weiche Fleisch
dieses lang verlangten Apfels
nicht nur in meinem Sein

Ein Verlangen
wie ein Zerren
erwacht ganz tief in mir
Meine Hände wagen langsam
einen Weg zu dir

Arbeitsprobe VI - Samsara (Kurzgeschichte)


Dies ist eine Geschichte, die auch schon sehr viele Jahre auf dem Buckel hat. Ich schrieb sie damals, wie könnte es anders sein, in einer kindlichen Phase von Liebeskummer. Ich glaube, das war etwa im Jahr 2004.

Der Gedanke, dass das Ziel der Begierde so weit weg ist, dass man geduldig ausharren muss, die damit verbundenen Hoffnungen und Gedanken wollte ich hierbei ein wenig einfließen lassen.




Samsara blendete alle anderen Gedanken aus. Ihre ganze Konzentration richtete sich auf die vertraute Stimme in ihrem Kopf. Samiels Stimme. Ein wohliges Gefühl durchfuhr ihren Magen, als sie allein nur an seinen Namen dachte. Sie hatte ihn erst ein paar Mal gesehen und das war auch schon sehr lange her, doch vergessen konnte sie ihn nie. Oft hatte die junge Frau mit ihm über ihre Gedanken kommuniziert. Ja, sie hatte selbst nie an telepathische Fähigkeiten geglaubt, bis sie selbst in der Lage war, solch eine verblüffende Gabe zu nutzen. 

„Wie geht’s dir, Kleines?“ Unwillkürlich musste sie lächeln. Aprubt unterbrach Samsara ihren Schritt, blieb stehen wo sie war und ignorierte die Menschen, die sie anrempelten und sich an ihr vorbeidrängten genauso wie deren Ausrufe. 
„Besser könnte es mir nicht gehen... und dir?“ 
In Gedanken strich sie Samiel sanft über die Wange und konnte die Wärme seiner Nähe spüren, als würde er vor ihr stehen. 
„Jetzt so gut wie nie... ich vermisse dich!“ 
Erneut stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen und sie seufzte. 
„Ich dich auch... wann sehen wir uns nur endlich wieder? Meine Lippen sehnen sich nach den Deinen, meine Fingerspitzen schmerzen bei dem Gedanken, deine Haut zu berühren und mein Herz blutet bei dem Gedanken, dass du nicht da bist...“ 
Sie fühlte sich in eine Wolke von Wärme eingehüllt, als sie seine Zustimmung fühlte. Die Knie wurden ihr weich und aus Angst, nicht länger stehen zu können, trottete sie an die nahegelegene Mauer, an die sie sich lehnen konnte. 
„Bald, meine Liebste... bald! Gib mir Zeit. Dann bin ich immer für dich da.“ 
Sie spürte einen Hauch auf den Lippen wie von einem Kuss. Unwillkürlich fuhr sie mit den Fingern darüber, als wolle sie das Gefühl festhalten. 
„Ich warte auf dich, mein Liebster! Wenn es sein muss, bis an das Ende der Welt...“ 
Dann spürte Samsara, wie der Kontakt abriss und wie immer, wenn sie den Gedankenaustausch beendete,  fühlte sich leer. Leer, wie ein Glas Wasser, das man ausgetrunken hatte. 

Sie zwang sich, das Zittern in ihren Knien zu unterbinden und atmete tief durch. Doch schon musste die junge Frau wieder lächeln. Ja, er wird kommen. Und sie würde auf diesen Tag warten. Tief durchatmend, voller Zuversicht und festen Schrittes trat sie wieder in die Menge, die Hand auf ihren Schwertknauf gelegt, und stolzer blickend als sonst. Der Tag wird kommen.

Arbeitsprobe V - Nächtlicher Besucher (Ein Vampir-Gedicht)


Dieses Gedicht entstand, als die Twilight-Bücher in Deutschland populär geworden sind. Ich mag Vampirgeschichten sehr, und ich mag auch, wenn es sich ein wenig abseits vom Hype abspielt.

Daher schrieb ich dieses Vampirgedicht, dass sich auch an ein paar "althergebrachten" Mythen um Vampire bedient (Krallen, Zähne, Hypnose).



Wer Dich sieht, ist Dir verfallen
deinen Augen, deinem Blick
sogar deinen langen Krallen
deinen Worten, deinem Geschick

Du umgarnst uns, wie eine Spinne
hältst uns fest in deinem Netz
Deine Opfer sind wir, völlig Irre
Wer wird deine Mahlzeit sein?

Schön wie die Nacht
doch hungrig wie ein Tier

Unglaubliche Macht
und so viel mehr in Dir

Wer dich küsst, ist dir verfallen
deinen Lippen, deinem Kuss
sogar deinen scharfen Zähnen
deiner Kraft und deiner Gier

Du umgarnst uns, wie eine Spinne
hältst uns fest in deinem Netz
Deine Opfer sind wir, völlig Irre
Wer wird deine Mahlzeit sein?

Schön wie die Nacht
doch hungrig wie ein Tier

Unglaubliche Macht
und so viel mehr in Dir

Beiss mich, Schöner, nimm mich schon!
Ja, ich will dein Opfer sein!
geblendet bin ich, so umgarnt
ich will auf Immer bei dir sein!
Unsterblicher Kuss, verwandle mich
lass auch mich so sein wie Du
Zu deiner Gefährtin mache mich
So sei es nun, ich liebe Dich!

Schön wie die Nacht
doch hungrig wie ein Tier

Unglaubliche Macht
und so viel mehr nun auch in mir?

Doch spüre ich… du saugst mich leer...
kein Teil von dir werd ich wohl sein
stille zwar den Hunger dir
doch sterbe ich trotzdem hier allein
ohne dich, du schöner Engel,
Todesengel bist du wohl
an meiner Seite warst du nie
und wirst es niemals sein.

Arbeitsprobe IV - Augenlicht (Ein Gedicht)


Dieses Gedicht schrieb ich im Jahr 2008, welches emotional ein sehr schweres Jahr für mich war. Ich habe mich viel mit negativen Einflüssen beschäftigt.
Irgendwann kam mir der Gedanke, wie sich jemand fühlen muss, der erblindet war.

Aus der Vorstellung heraus habe ich diese Zeilen verfasst, in der Hoffnung, diese Emotionen einzufangen.






Farbe, Licht und Umrisse
die Skizzen dieser Welt
verschwimmen vor mir immer mehr
mein Augenlicht zerschellt
gleich Porzellan im freien Flug
wenn es auf den Boden fällt

Leise Tränen weine ich, doch seh ich sie nicht fallen
sehnsücht‘ge Blicke werfe ich, doch seh ich nicht auf was
verzweifelt bin ich - schreie ich, doch dringt aus mir kein Laut

Ich kratze mir die Augen aus,
als nutzlos' Zierde nur noch da
komm, schau in meine schönen Augen,
oder wo eines davon war
in leeren Höhlen, schauerlich
steht mein Schicksal unendlich

Mitleid, Furcht und frecher Hohn
das Echo meiner Selbst
sie dringen zu mir immer mehr
mein Selbstmitleid zerschellt
gleich Porzellan im freien Flug
wenn es auf den Boden fällt

Immer öfter hasse ich, doch lässt der Hohn nicht nach
meinen Willen brülle ich, doch weiter geht die Schmach
verzweifelt bin ich - teufelswild, doch bringt es mir kein Ohr

Ich kratze mir die Augen aus,
als nutzlos' Zierde nur noch da
komm, schau in meine schönen Augen,
oder wo eines davon war
in leeren Höhlen, schauerlich
steht mein Schicksal unendlich

Hört mir doch zu,
verspottet nicht
was mein Leid mir ertragen
So anders als Ihr bin ich nicht
doch Schmach zerfrisst mich innerlich
Schenkt mir doch nur ein wenig Zeit,
klarzukommen, zu verstehn
ich will nicht ewig leiden
so hoert doch nur mein Flehen…

Arbeitsprobe III - Das Marmeladenbrotprinzip (Eigene Gedanken)


Dieser Text ist bestimmt schon vier, wenn nicht fünf Jahre alt. Ich schrieb ihn einst in einer Kneipe, während ich auf jemanden gewartet hatte.
Ich mag den Text sehr, weil es so anders als alles ist, was ich bewusst schreibe. Es sind einfach Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, während ich dasaß und ein Glas Cola trank.





Irgendetwas Schlaues schreiben... nicht jedermanns Sache. Meine auch nicht. War es auch nie. Aber deshalb macht man sich trotzdem Gedanken.
Über was?
Alles Mögliche. Beim Blick auf mein Cola-Glas frage ich mich zum Beispiel, warum die Zitrone ausgerechnet immer da ist, wo man gerade abtrinkt. Und warum dreht sie sich nicht wenigstens mit, wenn ich am  Glas drehe?
Eine Frage, die man auf mangelnde Bildung schieben könnte. Denn wenn man der Physik auch nur ein bisschen mächtig ist, weiß man, dass die Flüssigkeit nicht am Glas haftet, genauso wenig wie die Zitrone, da diese ja auf der Flüssigkeit schwimmt.
Schlauer und nachdenklicher wäre die Frage, warum Zeit ausgerechnet dann so langsam vorangeht, wenn man wartet? Aber sie rennt, wenn man es eilig hat, wenn man nur noch ein paar Minuten hat, bevor der Zug abfährt!
Das ist wohl wie das Marmeladenbrot-Prinzip. Es fällt grundsätzlich auf die Marmeladenseite. Genauso, wie man beim Mensch-ärgere-dich-nicht immer nur Einsen statt Sechsen würfelt, solange man sie nicht braucht. Verblüffend, wie auch unerklärlich. Ich hab selbst keine wirkliche Erklärung, auch wenn ich oft darüber nachdenke.
Vielleicht nennt man es Weise, wenn man auf solche Fragen eine Antwort weiß. Vielleicht bin sogar ich eines Tages weise.
Ob es in der Steinzeit wohl schon solche Marmeladenbrote gab? Mein Biologielehrer wollte mir einst erklären, wie die Idee des gebratenen Fleisches statt des Rohen entstand. Er war der festen Überzeugung, dass das ein Zufall war, weil irgendein Tollpatsch das kostbare Fleisch hat in die Glut fallen lassen.
Marmeladenbrot-Prinzip?
Wahrscheinlich.
Oder es war ein kleiner Einstein unter ihnen, der, wissenschaftlich begabt, ausprobieren wollte, wie lange ein Stück Fleisch zum Verbrennen braucht. Er wurde erwischt und gezwungen, die veranstaltete Sauerei selbst zu essen. Auch 'ne Idee. Warum auch nicht? Schon Toyota wusste, dass nichts unmöglich ist. Aber rausfinden werden wir's wohl nie, wir waren ja nicht dabei.
Aber ich schweife ab.
Was also ist Weisheit?
Wissen, gepaart mit Intelligenz und Diplomatie, vielleicht auch eine gute Portion Voraussicht, Vernunft?
Wer erscheint uns Weise?
Jemand, der aufgrund seiner Entscheidungen immer "richtig" gehandelt hat? Dessen Entscheidungen zufällig viele Folgen, zum größten Teil positive, hatten?
Das dürfte wohl eine allgemeine Vorstellung sein.
Und meine Vorstellung?
Tja, da ich mir genau in diesem Augenblick das erste Mal darüber Gedanken mache, weiß ich das gerade selbst noch nicht. Aber ich denke, für mich ist jemand, der Weise ist, eine Person mit einem großen Erfahrungsschatz. Jemand, der auch Fehler gemacht hat und zu ihnen stehen kann und aus ihnen gelernt hat.
Und das unabhängig von der Marmeladenbrot-Frage.

Arbeitsprobe II - Die Schrift des Schicksals


Dieser Text entstand als Prolog für eine Geschichte, die ich träumte. Diesen Traum fand ich so schön, dass ich gedachte, ihn aufzuschreiben.

Mein Ziel ist es, hieraus eine längere Geschichte zu spinnen, die allerdings noch in den Kinderschuhen steckt.

Die Vorgeschichte fand ich jedoch passend, um sie hier vorzustellen.

Die Arbeit entstand im Jahr 2010.





Die Sonne war schon lange untergegangen, als Kieran aus dem Schlaf schreckte. Irgendetwas hatte ihn geweckt, doch er konnte nicht sagen, was es war. Seine Augen suchten die Dunkelheit der Hütte ab, die er mit seinen Eltern teilte, doch er konnte selbst in der Dunkelheit nichts Ungewöhnliches erkennen. Ihm war mulmig zumute, er verspürte fast schon Angst. „Da ist nichts… es ist alles beim Alten…“ beruhigte er sich selbst und legte sich wieder hin. Doch die Augen bekam er nicht zu, das Gefühl verstärkte sich. Kieran lauschte. Schon immer hatte er ein sehr empfindliches Gehör, konnte Dinge hören, die noch weit entfernt geschahen. Für Kieran war das Segen und Fluch zugleich. Er hörte viel zu viel, was er nicht hören wollte.  
Doch in dieser Nacht rettete es ihm zumindest das Leben. 

Als er angestrengt in die Dunkelheit lauschte, schien es ihm als höre er den Klang von Metall, das auf Metall schlug, viele Schritte und gedämpfte Stimmen. Verwirrt öffnete er die Augen. Was konnte das bedeuten?
Kieran stand auf, zog sich an und ging vor die Hütte. Ja, da kamen Menschen. Aber mitten in der Nacht? In den zehn Jahren seines Lebens hatte er dieses helle Klappern von Metall noch nie gehört – die Werkzeuge hatten einen viel dumpferen Ton. Aber er war sich sicher, dass es Metall war. Was könnte es sonst sein? Dank seines Gehöres hatte er des Öfteren Gespräche von den Erwachsenen gehört, dass die Metallmenschen nichts Gutes im Sinn haben und bestimmt eines Tages kommen würden.
War heute dieser Tag? Oder diese Nacht? 

Ein wenig ratlos sah er sich um und sein Blick erfasste den nächsten Baum. Schnell kletterte er hinein, sprang in die nächste Krone, bis er den Dorfrand erreicht hatte. Dort hielt er inne und lauschte erneut.
„Da vorn ist es, ich kann es förmlich riechen. Wie man in dem Muff leben kann, ist mir ein Rätsel. Dafür muss man wohl wirklich ein Tier sein. Pfui Teufel.“ Das war eine männliche Stimme gewesen, sehr jung.
„Haltet endlich eure Klappe. Wir sind in ein paar Schritten da, ihr solltet aufpassen, dass Ihr besser niemanden mit Eurem gottlosen Gemecker weckt, Korand!“, zischelte eine herrische, weibliche Stimme, woraufhin nur noch ein leises „Ja, Herrin Valadis“ von der Stimme davor erklang.
Kieran stutzte. Sie kamen des Nachts, wollten niemanden wecken? Ihm graute. Ihre Nachricht war wohl unmissverständlich. Die einzige Kunde, die sie zu überbringen gedachten, war der Tod. 

Oben in der Krone des Baumes angekommen, konnte er die Truppe sehen. Sie waren tatsächlich fast im Dorf. Es war zu spät, um die Anderen zu warnen, seine Eltern zu wecken. Sein Blick wanderte fieberhaft zwischen seinem Haus und der Gruppe hin und her und es breitete sich eine unheimliche Nervosität bei ihm aus. Ihm dämmerte, was geschehen würde. Er würde nichts tun können. Verzweifelt blickte er wieder auf die Wegmündung, unfähig sich zu rühren. Angst wechselte seine Nervosität ab.
Schließlich trat die Frau, Herrin Valadis, vor. Sie bewegte die Arme wie im Tanz, drehte sich um die eigene Achse und murmelte etwas. In der rechten Hand hielt sie dabei einen langen Stab, an dessen Ende sich ein großer, roter Kristall befand. Er schien zu pulsieren, solange sie diese seltsamen Gebärden vollführte.  Obwohl Kieran vom Baumwipfel springen und jeden warnen wollte, war er wie gelähmt. Völlig gebannt blickte er Valadis an. Schließlich hörte sie auf und er schüttelte benommen den Kopf. Was sollte er jetzt tun? Und was war das gerade? Seine Kehle fühlte sich seltsam trocken an. 

Valadis seufzte. „Okay, alle sind gelähmt und verstummt. Jetzt tut, wozu ihr hier seid, aber beeilt euch. Ich bin müde und möchte vor Morgengrauen wieder in meinem Turm sein.“
Kieran klappte der Mund auf. Gelähmt? Verstummt? Diese Frau hatte alle hier verzaubert? Was war das für eine feige Methode? Der gelangweilte Gesichtsausdruck Valadis‘ tat sein Übriges dazu. Sie hatte gerade das Schicksal des gesamten Dorfes in die Hand genommen, den Befehl gegeben, dass alle Menschen hier ausgerottet wurden… und tat es mit einem gelangweilten Gähnen ab! Das machte ihn rasend. Seine kleinen Hände ballten sich zu Fäusten und mit Tränen in den Augen wollte er schreien. Er sah, wie die Krieger von Hütte zu Hütte marschierten, hineingingen, nach einer kurzen Zeitspanne wieder herauskamen,  mit rotem Glanz auf den Schwertern. Die Wuttränen rollten Kieran unentwegt über die Wangen, als einer der Männer in das Haus seiner Eltern gingen. Er klammerte am Baum, als hinge sein Leben davon ab. Er schrie. Alles, was er fühlte versuchte er herauszuschreien. Doch es kam kein Ton heraus. Der Zauber der Hexe reichte bis zu ihm hinauf! Er spürte die Stille wie eine Glocke über dem Dorf hängen. Verfluchte Zauberei! Wie er sie hasste, kaum dass er sie kannte! In einem ehrlichen Kampf wäre das Dorf nicht ausgerottet gewesen, es hätte sich gewehrt, hätte ehrenvoll gekämpft! Sein Herz krampfte sich zusammen, als er das Feuer roch, dass nun in jedes Haus gelegt wurde. Er sackte auf seinem Ast zusammen und weinte lautlos. Er konnte es nicht ertragen, noch einmal herunterzusehen. Zu sehen, wie Valadis gelangweilt wartete, sich einen neugierigen Käfer vom dunkelroten Stoff ihrer Robe schnickte oder nach anderen Bewohnern des Waldes trat. Solch eine Naturverachtende Person konnte und wollte er nicht noch einmal erblicken. Er hörte lediglich, wie sich die schweren Schritte der Kriegsmenschen um sie scharten und ihre bittersüße Stimme ihre Taten rühmte. Schließlich gab sie Befehl zum Abmarsch und eine neue Stille kehrte in sein Dorf ein. Sie war unheimlich und roch nach Tod und Rauch. 

Noch lange saß Kieran auf seinem Ast und weinte. Erst als die Sonne aufging, schrie er ihr sein Leid entgegen. Er schrie, bis kaum mehr ein Laut als ein Flüstern aus seinem Mund kam.
Was sollte er jetzt tun? Er war nicht mehr als ein Kind… doch er kannte die Antwort bereits, noch während er sich selbst diese Frage stellte. Er musste weiterleben. Als der letzte Überlebende seines Dorfes. Er würde eine Möglichkeit finden, sie irgendwann zu rächen. Und wenn seine Rache darin bestehen möge, jeden einzelnen Magier oder Zauberer auf dieser gottverlassenen Welt den Schmerz beizubringen, den er noch lange mit sich herumtragen musste.

Donnerstag, 16. September 2010

Arbeitsprobe I - Anno 1404 - Erzählung




Für die Making-Games-Talents-Messe in Frankfurt war es mein Ziel, mich bestmöglich für die eingeladenen Firmen vorzubereiten.
Natürlich möchte man sich und sein Talent im besten Licht dastehen lassen.

Aus diesem Grund habe ich mir ein kleines Projekt erarbeitet:
Zu verschiedenen Firmen werde ich eine eigens geschriebene Textform zu einem Bild derer Spiele schreiben.

Hier handelt es sich um ein Bild aus dem Spiel "Anno 1404" von der Firma Related Designs.
Mein Ziel war es, eine Erzählung zu schreiben.
Aus der Projektreihe "Bild zum Spiel" ist dies meine Lieblingsgeschichte geworden.




„Onkel Quentin! Erzähl uns nochmal die Geschichte von der östlichsten Insel! Bitte!“ Carol, der Älteste der drei Jungen zog dem älteren Mann, der es sich auf dem Sessel bequem gemacht hatte, am Ärmel.
„Bitte! Petar und Jol möchten sie auch noch einmal hören!“
Der Alte seufzte resigniert und legte sein Buch beiseite. „Also gut... dann kommt mal alle drei her.“
Seine freundliche Stimme klang warm und einladend. Die drei Buben, alle nicht älter als 6 Jahre alt, scharten sich sogleich zu seinen Füßen. Quentin schob sich die schwere Brille auf der Nase zurecht und stopfte sich anschließend sein Pfeifchen.
Er hatte das Glück, zum Adel der Insel zu gehören. Diesen Umstand verdankte er seiner Reise zu der östlichsten Insel und der Tatsache, dass er es geschafft hatte, die Einwohner als Handelspartner zu gewinnen.

„Nun gut, Kinder. Es war Anno 1404, als wir mit unserem Schiff, der „Minna“ unseren Hafen hier in Granatien verließen. Ihre weißen Segel leuchteten majestätisch, ihre Masten hoben sich stolz gen Himmel. Die Sonne stand hoch und hell, keine Wolke trübte den Horizont. Unsere Lagerräume waren zum bersten voll mit den von uns hergestellten Handelsgütern Werkzeuge, gutes Holz aus unseren Wäldern, Baumwolle, Wein und unsere feinen Wollstoffe. Unser Ziel waren die warmen Inseln, auf denen wir kurz vorher einen Eingeborenenstamm entdeckten.“
Er zog an seiner Pfeife.
„Sind das die, von denen du deinen Tabak bekommst, Onkel Quentin?“ fragte Petar neugierig.
„Ja, genau diese. Die Rothäute, mit den großen Federn auf dem Kopf. Doch wir kamen dort, zumindest an jenem Tag, nicht an.
Als wir nur noch eine Tagesreise von ihnen entfernt waren, gerieten wir in einen furchtbaren Sturm. Drei Tage und drei Nächte wurden wir auf den Wellen hin- und hergeworfen. Der alte Smoerre glaubte, ein Seeungeheuer gesehen zu haben. Wir bekamen ihn nicht mehr aus seinem Krähennest heraus, bis wir Himmel von Wasser wieder unterscheiden konnten.“

Die Kinder johlten. „Smoerre glaubt auch an Banshees!“, warf Petar ein. Onkel Quentin lachte leise in seinen Bart hinein.
„Da magst du recht haben, Naseweis. Aber lass ihn das nicht hören! Du weißt, er ist empfindlich!“, flüsterte er den Kindern verschwörerisch zu.

„Wo waren wir stehen geblieben... ach ja, genau.
Wir waren sehr weit vom Kurs abgekommen. Das Unwetter hat uns geradewegs mitgezogen.
Wir hatten vollkommen die Orientierung verloren, kannten keine Sterne über uns. Nur der Schein von Sonne und Mond sowie das Knarzen des Schiffes waren uns vertraut. Das Wasser um uns war weit und weiter, dunkel und undurchdringlich. Der Horizont vermochte uns keine Richtung weisen.

Unsere Vorräte waren für eine solch lange Reise nicht vorgesehen und wir mussten sparsam mit dem umgehen, was uns blieb. Der Magen begann zu knurren, der geladene Wein verringerte sich auf mysteriöse Weise und die Mannschaft wankte in heimlicher Trunkenheit über das Deck. Doch alles Grübeln und Warten half nichts. Wir entschlossen uns, eine Richtung zu wählen und entlang zu segeln, bis wir eines Zieles gewahr wurden.

So vergingen weitere 3 Tage. Die Mägen knurrten immer mehr, die Männer wurden müde. Der Wein versprach keinen Trost mehr. Doch dann hörten wir plötzlich das erlösende „Land in Sicht“. Sogleich sprang jeder an die Reling und spähte gen Horizont. Und tatsächlich. Dort war Land. Es sah sehr fremd aus. Die Berge, die uns entgegenstrahlten waren braun, ihr Boden sandig und gelb, als hätte die Sonne, die unbarmherzig darauf scheint ihre strahlende Farbe an ihn abgegeben. Man sah keine Bäume, abgesehen von ein paar Palmen und Dattelbäumen. Zwiebeltürme und seltsame Dächer hoben sich uns entgegen. Alles wirkte sehr bunt, man sah Zierwerk aus kleinen Mosaiksteinchen und eleganter Malerei. Der Anblick war so anders von dem, was wir kannten. Staunend blickten wir, Mann an Mann, den fremden Bauten entgegen.

Wir wussten natürlich nicht, ob man uns willkommen heißen oder zum Teufel schicken würde, doch wir mussten es herausfinden, wenn wir nicht verhungern wollten.

Man begrüßte uns mit Argwohn.
Das Oberhaupt des fremden Volkes stand uns mit ernster Miene gegenüber, er hatte einen prächtigen Turban auf dem Kopf, gewandet in feinste Seide in allen Farben des Regenbogens. Er verbeugte sich vor uns, begrüßte uns in fremder Zunge.
Flankiert wurde er von ernst dreinblickenden Kriegern, allesamt junge Kadetten, die kaum Bartwuchs hatten. Anspannung lag in der Luft, schließlich wussten sie nicht, welche unsere Gesinnung war. Immer mehr Menschen kamen zum Hafen.
Die Einwohner dort sahen ganz anders aus als wir. Sie hatten tiefe, dunkle Augen, ihre Haut war dunkel und braungebrannt, ihr Haar dunkel und seidig, ihre Sprache konnten wir, wie ich bereits erwähnte, nicht verstehen.
Doch dem Kapitän und mir als Botschafter gelang es, ihnen klarzumachen dass wir in Frieden kamen. Sie erklärten sich bereit, mit uns zu handeln. Unser Wein schmeckte ihnen, unsere Stoffe gefielen. So durften wir daraufhin auch ihre Kultur kennenlernen.
Ihre Nahrung schmeckte scharf und würzig, ihr Schnaps wärmte und brannte ordentlich und ihre Kultur war sehr ausgeprägt.
Wir tanzten und sangen die ganze Nacht, große Feuer wurden entzündet. Wir waren berauscht und beeindruckt, diese Menschen waren sehr gebildet. Ihre Kultur bedeutete ihnen sehr viel, wie sie uns klarmachten. Wir durften Schaukämpfe sehen, bei welchen sich die jungen Burschen mit langen, sichelförmigen Schwertern schlugen. So schnell, dass unser Auge es kaum sehen konnte. Ihre Frauen, die allesamt in bunte, durchsichtige und mit Glocken behangenen Gewändern gekleidet und deren Gesichter mit einem Schleier bedeckt waren, bereiteten uns ein Schauspiel von Tanz und ihre melancholische und herzzerreißende Musik zog uns allesamt in ihren Bann. Ihre Gastfreundlichkeit war schier überwältigend. Schließlich halfen sie uns, unseren Heimweg zu bestimmen und wir mussten versprechen, wiederzukommen. Und das taten wir.

Mittlerweile reisen wir seit vielen Jahren zu den Sarazenen. Und mit Stolz können wir sagen, dass wir die einzigen Handelspartner sind, die sie akzeptieren. Doch ich schweife ab. Schließlich möchte ich euch noch das Ende der Reise erzählen."

„Gab es wieder ein Seeungeheuer, Onkel Quentin?“ Fragte der kleine Jol. Seine braunen Augen schauten ihn tief beeindruckt an.
„Nein, diesmal kamen wir sehr gut durch. Wir entdeckten das weite Meer, über welches uns der Sturm gepeitscht hatte in seiner vollen Pracht. Schließlich waren wir wieder in bekannten Gewässern. Die Vorfreude auf die Heimat stieg mit jedem Tag, den wir Granatien näher kamen. Schließlich konnten wir unsere Frauen wieder in die Arme schließen, unseren Kindern mitgebrachtes Spielzeug schenken und die fremden Waren vorzeigen. Für jeden von uns war diese Reise sehr abenteuerlich und schlussendlich sehr schön geworden.
Doch wisst ihr, welcher der schönste Anblick auf der gesamten Reise war?“ Onkel Quentin lächelte, die Pfeife zwischen den Lippen.

Carol sprang auf. „Bestimmt waren es die Krieger und die Frauen!“ Stolz schwellte er die Brust, während er sprach. Zweifelsohne hatte er dies von seinem Vater gehört, denn der sprach nur zu gern von Krieg und Frauen.

Jol versuchte sich als Zweites. „Das Land? Du hast erzählt, dass es da ganz anders aussieht als hier?“

Schließlich sprach Petar. „Nein. Bestimmt meint er das Wetter. Dort soll es immer warm sein, nicht so viel Regen wie hier. Onkel Quentin sagt doch immer, dass ihm die Knochen wehtun, wenn das Wetter schlecht wird!“ Petar wahrte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck, während er sprach.

Schließlich blickten sie alle drei dem alten Quentin ins Gesicht, um eine Antwort zu erhalten.

Er ließ sich Zeit und zog noch einmal an seiner Pfeife, die mittlerweile fast erloschen war.
„Nein, meine Jungen. Das war alles sehr aufregend, sehr neu und wundervoll... doch das schönste, was ich erblicken konnte waren die Türme unserer wunderschönen Kathedrale, die sich auf unserer Rückfahrt am Horizont abzeichneten. Der erste süße Klang ihrer Glocken, unseren Hafen mit dem heimischen Banner. Wir erblickten unsere Häuser, unsere Berge, die sich gleichauf unserer Kathedrale erhoben. Man roch den Wind, den man schon sein Leben lang gerochen hatte, sah schließlich erste Gesichter, die man kannte.
Die ganze Stadt schien sich am Kai versammelt zu haben, zweifelsohne hatte man uns verloren geglaubt. Man winkte uns mit bunten Taschentüchern, Freudentränen mischten sich mit der rauen Gischt des Meeres.
Dies sind Bilder, die man sein ganzes Leben lang in seinem Herzen mit sich trägt."
Verträumt blickten Quentins Augen ins Leere, sahen die Szenerien jener Tage vor sich, als wäre es gestern gewesen.

Versonnen blickte er auf seine drei Neffen.
"Merkt euch eines, Kinder. Zuhause ist immer der schönste Ort. Das dürft ihr niemals vergessen. Eure Herzen kennen ihr Zuhause.“

Damit beendete Onkel Quentin seine Erzählung. Schon bald darauf schickte er die drei Jungen ins Bett. Sehnsüchtig wandte er spätnachts seinen Blick aus dem Fenster. Dieser ging weit weg, viele Tagesreisen weit. Heute Nacht würde er von den fernen Wüsteninseln träumen, die er einst entdeckt hatte.





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