Regen.

Leise trommelt er gegen die Scheibe, erzählt Geschichten von der Welt dort draußen.
Ein einziger Regentropfen hat so viel mehr zu erzählen, als es ein Mensch jemals könnte. Als immerwährender Kreislauf zieht er schon seit Äonen durch die Welt, zerstreute sich, setzte sich neu zusammen und gebar sich schon tausendmal auf's Neue, gleich einem Phönix, der aus der Asche steigt.

In meinem Kopf regnet es oft. Manchmal vermag ich den Gesang der Regentropfen zu verstehen. Ihre Erzählungen formen sich, wandeln sich. Wie ein Regentropfen selbst.
Sie verändern sich, bis sie durch meine Finger als dicke, schwarze Tinte, die sich mit meinem Herzblut mischte, in weißes Papier gesogen werden und dort als immerwährende Geschichten weiterleben. Beständig, gleich einem Berg. Unveränderlich und stark.

Erklimmen Sie mit mir meine Berge und lassen Sie uns die Aussicht genießen.




Meistgeklickte Beiträge:

Lieblingsgeschichten:

Donnerstag, 23. September 2010

Arbeitsprobe VIII - Bis(s) zum Morgengrauen - Eine Fanfiction

In den akuten Twilight-Zeiten konnte auch ich mich als bekennender Vampirgeschichtenfan diesem wahnsinnigen Hype nicht gänzlich entziehen. Diese neue Welt mit neuen Möglichkeiten bot mir schreibtechnisch einfach zu viele Möglichkeiten.
Daher kam ich eines Tages auf genau diesen Text, der eigentlich nur als winzige Kurzgeschichte bestehen bleiben sollte.
Er sollte suggerieren, dass die Twilight-Welt noch mehr Vampire außer den Protagonisten bereithalten konnte, dass es noch mehr Gaben zu entdecken gab und die Volturi durchaus andere Probleme hatten, als sich nur um die Cullens zu kümmern.

Fakt ist, dass dieser winzige Text ein Eigenleben entwickelt hat.

Mittlerweile hat Holly schon so manches erlebt, ist mehr als einem mysteriösen Vampir begegnet und weiß mit ihrer eigenen Gabe noch nicht so ganz umzugehen.
Und das, ohne einem einzigen Charakter, bis auf die Volturi, aus den Büchern von Stephenie Meyer zu begegnen.

Wer mehr lesen möchte, kann sich gern per E-Mail an mich wenden!





Holly schlug ihr Buch zu, nachdem sie die letzte Seite zu Ende gelesen hatte. Für sie war es allerdings nicht nur irgendein Schmöker - nein. Es war ihr Lieblingsbuch. Zum sechzehnten Mal hatte sie es nun gelesen und zum sechzehnten Mal rang es ihr einen Seufzer ab. Schon wieder zu Ende. Liebevoll glitten ihre braunen Augen immer und immer wieder über den Buchrücken. Dieser war, vom vielen Lesen, schon total abgegriffen.

Viele ihrer Kommilitonen hielten sie für ein wenig verrückt, weil Holly sich kaum noch mit etwas anderem als „Bis(s) zum Morgengrauen“ beschäftigte – vom Studium abgesehen. Immer sah man sie am gleichen Fleck sitzen und das gleiche Buch lesen. Manche machten sich schon über sie lustig, doch Holly ging darauf nicht ein. Sie las weiterhin ihr Buch und hatte auch keinen Grund, das zu ändern. Wenn diese Seiten sie mehr begeistern konnten als alles andere, wieso sollte sie es dann nicht lesen? Im Gegensatz zu den Ereignissen dieser Geschichte war alles andere total langweilig geworden. Verträumt lächelte die junge Frau den Einband an, die Augen konnte sie noch immer nicht abwenden. Wieso auch, sie saß in der U-Bahn, wenn sie aus dem Fenster schaute, würde sie lediglich das Schwarz des U-Bahntunnels sehen, da der gegenüberliegende Platz nicht besetzt worden war, seit sie in der U-Bahn saß. Als wolle sie ihren Gedanken sicherheitshalber untermauern, blickte sie für den Bruchteil einer Sekunde auf. So hatte sie es geplant. Doch tatsächlich wurde aus dem Bruchteil einer Sekunde eine halbe Sekunde, eine ganze...

Statt in die gähnende Schwärze des Tunnels zu schauen, blickte sie direkt in ein paar goldene Augen. Hypnotisierend bohrten sie sich in ihren Blick und ehe sie darüber nachdenken konnte hörte sie eine befremdliche Stimme in ihrem Kopf.

„Wieso tust du das?“

Sie schien zu ihrem Gegenüber zu gehören, doch bewegte er seine Lippen („seine wundervollen, makellosen Lippen!“) keinen Millimeter. Der Ärger in der fremden Stimme war kaum zu überhören.

Vor Überraschung klappte Holly der Mund auf und wieder zu. Sie presste die Augenlider zusammen, um sicherzugehen, dass sie nicht träumte. Als sie die Augen schließlich wieder öffnete blickte sie in die gähnende Dunkelheit des U-Bahntunnels.

Enttäuscht schaute sie sich im Abteil um. Es waren noch 8 weitere Personen im Abteil, doch niemand davon sah auch nur annähernd so aus wie der gutaussehende, Topas-Äugige Typ von eben. Noch dazu schien niemand etwas bemerkt zu haben. Die Lautsprecher in der Decke des Abteils knarzten ankündigend, bis eine undeutliche Stimme durch das Abteil krächzte: „Nächster Halt: Hauptstraße“. So hässlich wie jede dieser Lautsprecheransagen auch klang: es riss Holly wieder ein bisschen in die Gegenwart zurück. Sie schüttelte den Kopf als wolle sie einen Alptraum abwerfen, packte verwirrt ihr Buch in den Rucksack und stand auf. Die Bremsen der U-Bahn quietschten, dass sie die Zähne zusammenbeißen musste und verbissen hielt sie sich an einer Stange fest, um nicht durch die Wucht der bremsenden Bahn durch das Abteil zu fallen.
Während sie ausstieg und über die Treppe in die kalte Luft der Stadtmitte hoch lief, begann ihr Verstand sie zu beruhigen.

„Ich glaube, ich habe das Buch zu oft gelesen. Das habe ich mir sicher nur eingebildet – das kann gar nicht passiert sein! Vampire gibt es im echten Leben nicht... wenn auch vielleicht... leider... oder nicht? Es wäre atemberaubend!“ Sie seufzte, während sie die letzten paar Meter zu ihrer Uni zurücklegte.

Wie sehr würde sie sich wünschen, dass es doch wahr wäre. Es würde alles viel Spannender machen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower