Regen.

Leise trommelt er gegen die Scheibe, erzählt Geschichten von der Welt dort draußen.
Ein einziger Regentropfen hat so viel mehr zu erzählen, als es ein Mensch jemals könnte. Als immerwährender Kreislauf zieht er schon seit Äonen durch die Welt, zerstreute sich, setzte sich neu zusammen und gebar sich schon tausendmal auf's Neue, gleich einem Phönix, der aus der Asche steigt.

In meinem Kopf regnet es oft. Manchmal vermag ich den Gesang der Regentropfen zu verstehen. Ihre Erzählungen formen sich, wandeln sich. Wie ein Regentropfen selbst.
Sie verändern sich, bis sie durch meine Finger als dicke, schwarze Tinte, die sich mit meinem Herzblut mischte, in weißes Papier gesogen werden und dort als immerwährende Geschichten weiterleben. Beständig, gleich einem Berg. Unveränderlich und stark.

Erklimmen Sie mit mir meine Berge und lassen Sie uns die Aussicht genießen.




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Mittwoch, 22. September 2010

Arbeitsprobe III - Das Marmeladenbrotprinzip (Eigene Gedanken)


Dieser Text ist bestimmt schon vier, wenn nicht fünf Jahre alt. Ich schrieb ihn einst in einer Kneipe, während ich auf jemanden gewartet hatte.
Ich mag den Text sehr, weil es so anders als alles ist, was ich bewusst schreibe. Es sind einfach Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, während ich dasaß und ein Glas Cola trank.





Irgendetwas Schlaues schreiben... nicht jedermanns Sache. Meine auch nicht. War es auch nie. Aber deshalb macht man sich trotzdem Gedanken.
Über was?
Alles Mögliche. Beim Blick auf mein Cola-Glas frage ich mich zum Beispiel, warum die Zitrone ausgerechnet immer da ist, wo man gerade abtrinkt. Und warum dreht sie sich nicht wenigstens mit, wenn ich am  Glas drehe?
Eine Frage, die man auf mangelnde Bildung schieben könnte. Denn wenn man der Physik auch nur ein bisschen mächtig ist, weiß man, dass die Flüssigkeit nicht am Glas haftet, genauso wenig wie die Zitrone, da diese ja auf der Flüssigkeit schwimmt.
Schlauer und nachdenklicher wäre die Frage, warum Zeit ausgerechnet dann so langsam vorangeht, wenn man wartet? Aber sie rennt, wenn man es eilig hat, wenn man nur noch ein paar Minuten hat, bevor der Zug abfährt!
Das ist wohl wie das Marmeladenbrot-Prinzip. Es fällt grundsätzlich auf die Marmeladenseite. Genauso, wie man beim Mensch-ärgere-dich-nicht immer nur Einsen statt Sechsen würfelt, solange man sie nicht braucht. Verblüffend, wie auch unerklärlich. Ich hab selbst keine wirkliche Erklärung, auch wenn ich oft darüber nachdenke.
Vielleicht nennt man es Weise, wenn man auf solche Fragen eine Antwort weiß. Vielleicht bin sogar ich eines Tages weise.
Ob es in der Steinzeit wohl schon solche Marmeladenbrote gab? Mein Biologielehrer wollte mir einst erklären, wie die Idee des gebratenen Fleisches statt des Rohen entstand. Er war der festen Überzeugung, dass das ein Zufall war, weil irgendein Tollpatsch das kostbare Fleisch hat in die Glut fallen lassen.
Marmeladenbrot-Prinzip?
Wahrscheinlich.
Oder es war ein kleiner Einstein unter ihnen, der, wissenschaftlich begabt, ausprobieren wollte, wie lange ein Stück Fleisch zum Verbrennen braucht. Er wurde erwischt und gezwungen, die veranstaltete Sauerei selbst zu essen. Auch 'ne Idee. Warum auch nicht? Schon Toyota wusste, dass nichts unmöglich ist. Aber rausfinden werden wir's wohl nie, wir waren ja nicht dabei.
Aber ich schweife ab.
Was also ist Weisheit?
Wissen, gepaart mit Intelligenz und Diplomatie, vielleicht auch eine gute Portion Voraussicht, Vernunft?
Wer erscheint uns Weise?
Jemand, der aufgrund seiner Entscheidungen immer "richtig" gehandelt hat? Dessen Entscheidungen zufällig viele Folgen, zum größten Teil positive, hatten?
Das dürfte wohl eine allgemeine Vorstellung sein.
Und meine Vorstellung?
Tja, da ich mir genau in diesem Augenblick das erste Mal darüber Gedanken mache, weiß ich das gerade selbst noch nicht. Aber ich denke, für mich ist jemand, der Weise ist, eine Person mit einem großen Erfahrungsschatz. Jemand, der auch Fehler gemacht hat und zu ihnen stehen kann und aus ihnen gelernt hat.
Und das unabhängig von der Marmeladenbrot-Frage.

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